Bei einer Podiumsdiskussion zum Thema Landwirtschaft trafen Bürger auf Leopoldshöher Bauern: „Umwelt-, Klimaschutz und Lebensmittelqualität- Können unsere Bauern das?“

Knapp zwei Stunden lang wurde fleißig diskutiert über die verschiedenen Aspekte der Landwirtschaft in Leopoldshöhe. Licht ins Dunkel brachten die Landwirte Bernd Hameier, Cord-Martin Frevert, Töns Meier zu Döldissen und Sven Meier zu Evenhausen. Moderiert wurde die Veranstaltung von Bürgermeisterkandidat Martin Hoffmann und dem Ratsherrn aus Krentrup-Heipke, Andreas Brinkmann.

Am Beispiel einer Dose Heißwürstchen wurde zunächst ein handfestes Beispiel diskutiert. Die mit gutem Gewissen (weil Bio) erworbene Dose enthält Fleisch von einem Schwein, das quer durch Europa gefahren wurde. In diesem Fall mehr als 1300 km, einen Großteil der Strecke als Lebendtransport.

Diese langen Fahrten gehören leider heutzutage zur Regel. Früher kauften auch kleine Schlachtbetriebe in der Region Schweine der Landwirte. Diese sind, auch auf Grund strenger gesetzlicher Auflagen, verschwunden.

Jobst Flörkemeier vertritt die Regionalmarke LippeQualität. Hier liegt der Fokus auf regional erzeugten Produkten. Er bemängelt, dass die Landwirte an der aktuellen Situation nicht unschuldig sind. Neben der Politik hätten auch die Vertreter der Landwirte dem Strukturwandel wenig entgegengesetzt.

Die Leopoldshöher Landwirte zeigen sich vor allem darüber verärgert, dass es in Deutschland die höchsten Auflagen für die Landwirtschaft gibt, sie aber dennoch zu Weltmarkpreise produzieren sollen. Das führt natürlich zu einer Menge von Problemen. Weiterhin führe dieser hohe Verwaltungsaufwand dazu, dass sie mehr Zeit im Büro verbringen als auf dem Trecker.

Zur Auflockerung wurde ein kurzer Einspielfilm über technische Fortschritte mittels Sährobotern gezeigt. Martin Hoffmann wollte von den Landwirten wissen, ob sie in Zukunft eine Welt ohne Trecker sehen. Dieses verneinten die anwesenden Landwirte deutlich. Natürlich könne die fortschreitende technische Entwicklung eine Hilfe sein, aber eine Zukunft ohne große Fahrzeuge sehen sie nicht. Cord-Martin Frevert zeigte sich skeptisch, ob die Roboter präzise genug arbeiten. Bernd Hameier ergänzte, dass die Automation bereits den Weg in den Gemüsebau findet. Für die Pflege der Kulturen sei Handarbeit nötig, der Arbeitsmarkt für Erntehelfer ist jedoch leergefegt.

Im weiteren Verlauf der Diskussion sprachen Bürger Themen an, die ihnen auf den Herzen liegen. Die großen Maschinen der Landwirte beschädigen die Leopoldshöher Straßen. Bankette werden kaputtgefahren und müssen regelmäßig erneuert werden. Die Landwirte erwiderten, das mit kleinen Traktoren eine wirtschaftliche Bearbeitung der Flächen nicht mehr möglich sei. Es gelte in allen Bereichen „wachse oder weiche“.

Die Belastung des Trinkwassers durch Nitrat wurde ebenfalls diskutiert. Hier kann Bernd Hameier Entwarnung geben, Die Leopoldshöher Landwirte hätten das Problem frühzeitig erkannt. Auch durch den geringen Viehbestand in der Gemeinde ist die Nitratbelastung des Grundwassers nur gering ausgeprägt.

Die Landwirte machen sich Sorgen, dass der Flächenverbrauch nicht abnimmt. Für den Bau der B66 seien über 20ha Ackerland abgegeben worden. Immer mehr gute Böden werden vernichtet und sind somit unwiderruflich verloren. Martin Hoffmann zeigte sich zuversichtlich, dass die Politik in Zukunft nicht mehr nur nach Bevölkerungswachstum strebe. Gerade als Bürgermeister werde er sich mehr dafür einsetzen, dass neue Arbeitsplätze vor Ort entstehen, bevor neue Wohngebiete gebaut werden.

Zum Abschluss der Veranstaltung wird die gute Atmosphäre gelobt. Trotz unterschiedlicher Auffassungen wurde konstruktiv diskutiert. Der Dialog zwischen Landwirten und Bürgern soll weiter gepflegt werden.