Die medizinische Versorgung in Leopoldshöhe und im Kreis Lippe wird sich, trotz zahlreicher Maßnahmen, in den kommenden Jahren nur langsam verbessern.  Mangel an Kinderärzten  medizinische Versorgung in Leopoldshöhe und im Kreis Lippe wird sich, trotz zahlreicher Maßnahmen, in den kommenden Jahren nur langsam verbessern.  Mangel an Kinderärzten 

Recherchieren, Bekannte fragen, die Telefonnummer 116 117 wählen, wer ein Facharzt aufsuchen möchte, muss leidensfähig sein und Geduld mitbringen. Wartezeiten für einen Termin bis zu einem halben Jahr sind keine Seltenheit. Warum ist das so und lässt sich das ändern?!

Hierzu hatte der SPD Ortsverein Leopoldshöhe-Nord in Zusammenarbeit mit der SPD-Kreistagsfraktion Lippe in das neue Begegnungszentrum „B-4“ in Asemissen eingeladen. Es ging um die ärztliche Versorgung in Leopoldshöhe und Lippe. Zu den Diskussionspartnern gehörten u.a. die Landtagsabgeordnete Ellen Stock und Landrat Dr. Axel Lehmann.

Die SPD-Kreistagsfraktion habe sich in der vergangenen Zeit viel mit dem Thema Medizinische Versorgungszentren in Lippe beschäftigt, sagte Christian Kühnel, Vorsitzender des Ortsvereines in seiner Einleitung. Anschließend zeigte SPD-Kreistagsmitglied Ralf Grünert zum Einstieg eine Auflistung mit Meldungen rund um die ärztliche Versorgung  der  vergangenen Monate. Angefangen vom Hausarztmangel in Schloß Holte-Stukenbrock, die Landarzt-Verpflichtung für Studenten, das Termingesetz des Bundesgesundheitsministers Jens Spahn, Bürgschaften der Stadt Bielefeld zugunsten neuer Ärzte und weitere Meldungen.

Auch Leopoldshöhe betroffen

In Leopoldshöhe gibt es neun  Hausärzte mit 7,5 Vollzeitstellen, in Oerlinghausen immerhin 11 Hausärzte. Fachärzte gibt es in Oerlinghausen vier, zwei Frauenärzte und zwei Kinderärzte in Teilzeit. Damit ist Oerlinghausen besser aufgestellt, als Leopoldshöhe, wo es keine Fachärzte gibt. Im Bundesdurchschnitt kommen 939 Patienten auf einen Arzt. „Leopoldshöhe liege in der Arztversorgung somit auf gleicher Höhe mit dem Kreis Herford, der als der am schlechtesten versorgte im Land gelte,“ so Grünert. Die Versorgungsquote beträgt gerade mal 77 %. Ab einem Wert unter  75%  gilt ein Kreis, bzw. Gebiet als Unterversorgt. Die KVWL (Kassenärztliche Vereinigung Westfalen-Lippe) muss tätig werden, um die Versorgung zu verbessern. Gerade im Bereich der Kinderärzte müsse es Verbesserungen geben, so der Ortsverein der SPD.  Die Anzahl der Kinderärzte vor Ort reiche einfach nicht. So habe Lage mit 40.000 Tausend Einwohnern einen Kinderarzt, Leopoldshöhe gar keinen. Kinderärzte in Oerlinghausen haben zurzeit einen Aufnahmestopp.

Das Landarztgesetz der Landesregierung sei ein Schritt in die richtige Richtung, meinte Ellen Stock. Es werde aber erst in etwa elf Jahren wirken. Maximal 170 Landärzte seien dann zu erwarten.

Axel Lehmann, der sein Konzept zu den Ärztlichen Versorgungszentren vorstellte, bestätigte die Aussage von Ellen Stock. Die Ärzte von früher, mit mehr als 70 Wochenstunden in Dienst, gebe es nicht mehr. Der Wunsch, Familie und Beruf unter einen Hut zu bringen, würde das Problem noch verschärfen. Dazu käme, dass gerade in Lippe die Ärzteschaft ein hohes Durchschnittsalter habe. Auch die Nachfolgeregelung sei schwieriger geworden. Der Demographische Wandel spiele ebenfalls eine Rolle.

Leopoldshöhe und Oerlinghausen gehören zur so genannten Mittelregion Bielefeld. Diese hat insgesamt betrachtet eine Versorgungsquote von über 90 Prozent. Aber auch hier gibt es vier Stadtteile die unterversorgt sind. Die Regionen legt die Kassenärztliche Vereinigung fest. „Die Kriterien dafür sind unklar, nicht mal die Mitarbeiter der KVWL könnten diese erklären“, so Grünert.

Die Versorgung mit Fachärzten wird auf lippischer Ebene organisiert. „Es nützt in Leopoldshöhe keinem, wenn auf einen Arzt in Barntrup verwiesen wird“, sagte der Landrat. Auch Kreis und Kommunen seien in der Pflicht für eine Daseinsvorsorge. „Wir können uns vorstellen, regionale Gesundheitszentren zu gründen“, sagte Axel Lehmann – je eines in Lügde, Bad Salzuflen und Oerlinghausen.  „Wenn das gut funktioniert, lässt sich das im Kreis weiter ausbauen“, sagte der Landrat.

Ein regionales Gesundheitszentrum dürfe man sich nicht als reines Ärztehaus vorstellen. Dort seien auch die Beratungsleistungen des Kreises zur Pflege, eine Apotheke, eine Kindertagesstätte, Physiotherapeuten, Telemedizin und ähnliche Einrichtungen denkbar. Start solle 2020/2021 sein, kündigte Axel Lehmann an.

 „Wir müssen uns auch vor Ort Gedanken machen, inwieweit die Politik, bzw. die Gemeinde einen Beitrag leisten kann, die Situation zu verbessern, so Christian Kühnel Ortsvereinsvorsitzende. Es gilt Dicke Bretter zu bohren“.